Sidonia Gall, vormals Binder, wurde 1946 in Kirchfidisch geboren und lebt in Wien. Mag. phil, Dr. phil. Von 1971-2007 unterrichtete sie Geographie und Geschichte an einem ORG in Wien. Seit 1970 veröffentlicht sie literarische Texte in Zeitschriften, Anthologien und im ORF. Ihr Werk umfasst Lyrik, Kurzprosa, Theaterstücke, Hörspiele, Kulturberichte, Übersetzungen in mehrere Sprachen und Lyrik-Vertonungen. Bücher: Bis auf Widerruf (Edition Roetzer, 1980), Dämonenjagd (Grasl, 1992). Zu ihren Auszeichnungen zählen der Förderungspreis der Stiftung Theodor Kery 1984 sowie der Literaturpreis des Landes Burgenland 1989. Sie ist Mitglied im P.E.N.-Club, bei der IG Autorinnen Autoren, im Literaturkreis PODIUM sowie im Österreichischen SchriftstellerInnenverband, dessen Vorsitzende sie seit 2009 ist.
Es sind die Steine
Es sind die Steine, die im Weg liegen,
die herabfallen und erschlagen,
die festigen und schützen als Wall und Mauer.
Es sind die Steine, die in den Organen liegen,
langsam wachsend und tückisch versteckt.
Es sind die Steine, die Felsen,
auf die zu bauen ist, bevor sie zerrieben sind zu Sand
nach heftig wälzender Lebenszeit.
Es sind die Steine, die mahlen und zermalmen
und im Drehen die Achsen umgeben
für Bewegung und Halt.
Es sind die Steine,
geworfen, geschleudert,
die des Anstoßes und die des Todes.
Es sind die Steine, die im Gemüt und auf der Seele liegen
und dann vielleicht
einmal vom Herzen fallen.
Es sind die Steine,
die Grenzen zum Himmel schaffen,
auf dem Dach, über dem Kopf,
auf dem Grab. Mag
Und niemals vergeht die Hoffnung,
dass einer kommt und den Stein wegwälzt
bis zur Erlösung.
© Sidonia Binder