Clemens Berger wurde am 20. Mai 1979 in Güssing geboren und ist in Oberwart aufgewachsen. Er studierte Philosophie und Publizistik in Wien, wo er als freier Schriftsteller lebt. Er schreibt Romane, Erzählungen, Essays, Lyrik und Theaterstücke.
Bisher publizierte Bücher: Der gehängte Mönch, Erzählungen (edition lex liszt 12, 2003), Paul Beers Beweis, Roman (Skarabaeus, 2005), Die Wettesser, Roman (Skarabaeus, 2007), Gatsch / Und Jetzt - Zwei Stücke (edition lex liszt 12, 2009), Und hieb ihm das rechte Ohr ab, Erzählungen (Wallstein, 2009), Das Streichelinstitut, Roman (Wallstein, 2010, btb 2015), Ein Versprechen von Gegenwart, Roman (Luchterhand, 2013).
Das Streichelinstitut
(Auszug)
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Ich war an einem sonnigen Sonntag geboren worden. Ich war ein Sonnenkind. Meine Großmutter hatte mich ihren Sonnenschein genannt, und ich brauchte nur den Kopf in die Sonne zu halten, um drei Viertel meiner Probleme zu vergessen. Ich kam aus einem Land, an dessen Grenzen auf großen blauen Schildern Willkommen im Land der Sonne stand. Ich hatte einmal an einem Strand eine gute Stunde damit zugebracht, das Wort Sonntag Runden in meinem Kopf drehen zu lassen: ein sonniger Tag, ein Tag der Sonne, ein Sonnentag, an dem alles anders war, man nicht arbeitete, man nicht zum Einkaufen auf die Straßen ging, sondern bloß so, um zu schlendern, zu flanieren, Menschen kennenzulernen, sich auszutauschen und festzustellen, dass doch jeder Tag ein Sonntag sein sollte, weil das so hässlich klang: Werktag.
Und was sah ich auf der Neubaugasse? Sich Luft zufächernde Zielgruppe!
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Aus dem Buch:
Roman
© Wallstein Verlag, 2010 (btb 2015)