anaschoretits
© Helmut Schoretits
Ana Schoretits wurde am Karfreitag 1952 in Cogrštof/Zagersdorf (Eisenstadt-Umgebung) geboren und wuchs auch in dem kroatischsprachigen Dorf nahe Eisenstadt auf. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Schweiz kehrte sie nach Zagersdorf zurück und ist auch heute dort wohnhaft.
Sie ist Schriftstellerin und Journalistin. Knapp zwanzig Jahre lang war sie als Mitarbeiterin beim ORF Burgenland tätig, danach wurde sie Leiterin des Medienbüros der Diözese Eisenstadt. Sie schreibt Lyrik, Prosa, Theaterstücke, Essays, Übersetzungen und Beiträge für den Rundfunk in burgenlandkroatischer und deutscher Sprache. 30 Jahre lang war sich auch Autorin und Regisseurin der Theatergruppe Zagersdorf mit Aufführungen im Burgenland, in Wien und Kroatien. Bücher (Auswahl): Sanje i ufanja – Träume und Hoffnungen (Nentwich-Lattner, 1987), Ravno – Geradeaus (Nentwich-Lattner, 1989), Elfriede Ettl – Spätlese, Künstlermonographie mit literarischen Texten (Tyrolia, 1993), Handgemenge, Texte zu Sterben und Tod (Tyrolia, 1995), Prvo speci, pa reci – Kroatische Sprichwörter, Kroatisch und Deutsch (HKD - Kroatischer Kulturverein im Burgenland, 2005), Sram za tram – Kroatische Sprichwörter II (HKD - Kroatischer Kulturverein im Burgenland, 2009), Zadnji hrvatski Mohikanac – Pannoniens letzter Mohikaner (HKD - Kroatischer Kulturverein im Burgenland, 2012).
 

Urbanizacija

Moje polje je asfaltirani grad
moji konji su podzemni vlaki
moj plug je kompjutor
 
žito licitirano
mliko sterilizirano
kruh se već ne križa
 
zemlja neobdjelana
dvor zaostavan
škadnji prazni
 
našao sam novi prostor
u kom živim ter sanjarim
o slobodni konji ...
 

Urbanisierung

Mein Erdreich ist der Stadtasphalt
mein Pferd die Untergrundbahn
mein Pflug der Computer
 
Getreide lizitiert
Milch sterilisiert
Brot wird nicht mehr gesegnet
 
brachliegendes Feld
verlassener Hof
leer stehender Stadel
 
habe neuen Raum gefunden
in dem ich lebe und träume
von der Freiheit der Pferde ...                               
 
© Ana Schoretits, 2014
 
 

Fremde Nähe

(Auszug)

...

Mit meiner Urgroßmutter verbinden mich Sprache, Bräuche, Lieder und eine Fotografie. Kommt meine Lust am Lachen von ihr? Viel zu lachen hatte sie nicht in den Jahren ihres Lebens. Ist sie mir fremd? ...

Wie fremd können nahe Verwandte werden? Wie nah fremde Menschen? Weshalb verursacht alleine das Wort "fremd" bei manchen Menschen Gänsehaut?
Fremdsein und Angst sind Gefährten. Einander auf den Fersen, gestärkt durch eine Perspektive, die zu sehr den Blick auf die eigene Mitte zementiert...
Manche Grenzen haben ihre Berechtigung. Jedoch nur mit der Option jederzeitiger Öffnung.

...
 
Aus dem Buch:
© HKD - Kroatischer Kulturverein im Burgenland, 2012
 

cover_pannoniens-letzter-mohikaner

Zum Seitenanfang
Literaturweg und Literaturtage in Kohfidisch literaturweg.at