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Foto © David Hinger

Paula Römer
wurde 1998 in Bruck an der Leitha geboren. Von ihrem Elternhaus sind es nur einige wenige Meter zur industrieviertlerischen-burgenländischen Grenze. Sie schreibt seit rund zwölf Jahren, in letzter Zeit auch auf einer professionelleren Ebene.
Seit dem Frühjahr 2023 ist sie Mitglied der Interessensgemeinschaft feministische Autorinnen, veröffentlichte in Anthologien, u. a. in der „Störfeuer“-Anthologie der ≠igfem, und Literaturzeitschriften wie perspektive. hefte für zeitgenössische literatur. 2024 erhielt sie ein Arbeitsstipendium des BMKÖS.
Paula Römer studiert Internationale Entwicklung im Masterstudium an der Universität Wien, was sich mit ihrem bisherigen Engagement in zahlreichen politischen und journalistisch-kritischen Kontexten (u. a. bei der internationalen, demokratischen Organisation Attac oder Radio Orange) gut vereinen lässt.

Zwischentüren

(work in progress, einige Arbeitsausschnitte)

Am Anfang steht der Versuch.
Welcher zunehmend expandiert.
Oder nein! Ganz am Anfang, am allerersten Punkt, sobald es einen gibt, von dem mensch weiter ausgehen kann, steht noch gar kein Versuch, weil dafür noch jegliche Perspektive fehlt. Es gibt kein ,Ich’, keines, das es bereits wert wäre, so genannt zu werden, im erzählerisch-fortschreitenden, überschreitenden Sinne, auch kein ‚Wir’, kein ‚Du’, obwohl jenes dem, was der eigentliche Zustand ist, wahrscheinlich am nächsten kommt. Ganz am Anfang steht das Gegenüber. Und wahrscheinlich steht es nur solange da, bis ein ‚Ich’ zu existieren anfängt und es verschlingt.

Am Anfang war das Wort und das Wort war ich.
[…]
Teil I / Patient*innen-Wir
Es gibt eigene Zeitrechnungen, die in Vereinzelung münden. Zeitrechnungen, deren Uhrzeiten sich nicht miteinander abgleichen lassen, und doch sind wir alle hier, gefangen in unseren eigenen Momenten. Uns verbindet nichts, abgesehen von der Tatsache, dass wir alle irgendwann von dem, was genuin ‚Normalität’ genannt wird, abgekommen sind. Am meisten von ihrer zeitlichen Dimension und darunter am meisten von ihrem individuell-biografischen Aspekt. Vielleicht wird auch gerade deshalb übermenschlich Besonderes von uns erwartet? Nicht, dass der Druck nur von außen kommt. Wir haben schließlich bereits genug ‚wertvolle Jahre’ verplempert. In dieses System der Erwartungen, die nun mal an Biografien gestellt werden, hineingewachsen, fällt es schwer, solche Glaubenssätze hinter sich zu lassen. Und vielleicht gibt es da auch noch etwas anderes. Da ist die Angst, mit der uns begegnet wird, das Mitleid, das uns entgegenschlägt. Die anderen kommen nicht damit klar, sich vorstellen zu müssen, dass in unseren voneinander doch verschiedenen Verfasstheiten dennoch etwas Verbindend-Andauerndes liegen könnte.
Zwar haben wir keine gemeinsame Sprache, verständigen uns allerdings untereinander mittels des sublim verlaufenden Netzes der Symptomausbildung. Das haut mal mehr, mal weniger gut hin. Kommunikative, absichtsvolle Gesten werden ersetzt durch Resonanzakte, die in der Regel unbewusst ihre Wirkungen zeitigen. Geläufige Regeln der Gestik und Mimik verlieren ihre Gültigkeit zwar nicht komplett, werden jedoch einem intensiven Kontrollregime unterworfen. Wir wollen alle von irgendwo ausbrechen, ohne wirklich zu wissen, wohin.

 

 

Junge Literatur Burgenland

Era Erlinghagen, Sarah Molnar, Paula Römer, Anna Carina Roth
Band 8
ISBN: 

Hg.: edition lex liszt 12, 2024 

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