heckenast
© Christian Ringbauer

Michael Heckenast wurde 1996 in Eisenstadt geboren, wohnhaft in St. Margarethen, ledig, Student, weder verwandt noch verschwägert mit Gustav Heckenast (wird vermutet).
Maturierte 2014 am Gymnasium der Diözese Eisenstadt (Wolfgarten), anschließend Studium in Wien. Seit 2018 Bachelor der Vergleichenden Literaturwissenschaft (befindet sich derzeit im darauffolgenden Masterstudium).
Seine Interessen wechseln monatlich, wobei Tennis und Sprachen (Japanisch, Hebräisch) schon als Konstanten bezeichnet werden dürfen. Veröffentlichungen in Why nICHt? (Ausgabe WS2015 und Fable Time 2016) und Lichtungen (Ausgabe 151/2017).
 

Der Olivenbaum

(Auszug)

Eine geöffnete Sonnenblumenöl-Flasche steht unter dem Olivenbaum. Ihr Vater baumelt leblos von dessen Ast.

Tanja musste wieder mal einen Gang höher schalten, damit sie nicht zu spät in die Schule kam. Zu Fuß gab es aber nur einen Gang: den Gang. Die Schuluniform flatterte selbst im Laufschritt kein bisschen. Ihr für alle gleich taillierter Pullover passte ihr wie keiner anderen, sodass sie jeden Morgen mit neiderfüllten Augen von ihren Mitschülerinnen begrüßt wurde. Wortlos. Lediglich ihr Rock wölbte sich wie ein Segel, als sie ihr Tempo steigerte.
In der Schule war Tanja dann doch fünf Minuten vorm Läuten. Im Meer von Schulanzügen und Pullovern öffnete sie ihren Spind, und zog ihre Zeichenmappe heraus. Die wenigen Burschen in der Schule konnte sie durch die Krawattenfarbe unterscheiden, wenn sie nicht gerade auf den Boden sah. Tat sie das, konnte sie die Socken einzelner Mädchen zuteilen, die sich bemühten, sich mit ihren Strümpfen ein Markenzeichen zu erschaffen.

 

Dior Fahrenheit

Dior Fahrenheit
A. AAh. AAAh.
Ab 14 Uhr hab ich beginnendes Kopfweh, das mit dem Vergehen der Stunden nicht mit-vergeht, nicht stärker wird, sondern im Zustand des Beginnens bleibt.
Nicht einmal elaborierter.
あたまがいたいです。/ 頭が痛いです。
Es hat sich aus mir herausgearbeitet.

Diesen Duft, diesen Duft von Karteikarten am Ufer hatte sie sich immer in einem Flakon eingefangen erwünscht. Noch ist das Flussbett vom Morgentau feucht, das Wasser wird sie erst am Nachtmittag treffen.
44,6 Grad Fahrenheit Außentemperatur.
Oberfläche: gesunde 96,8.

Leg mir die Knopfbatterien in die Handfläche, aber so, dass sie nicht mit ihren und den anderen Magnetfeldern kämpfen.
Die Bilderflut verläuft vertikal. Der Horizont dämmrig belichtet. Ich halte ihn fest im Griff. Die linke Augenhöhle schmerzt.
Die Erlösung liegt in der begeisterten Beschäftigung mit der Leere / der Stille / der Unaufgeregtheit.
Eine neue Dreifaltigkeit.

 

aus dem Buch:
Junge Literatur Burgenland
Michael Heckenast - Andrea Kerstinger - Verena Kögl - Konstantin Schmidtbauer
Band 2
Hg.: © edition lex liszt 12, 2018

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