reicher
© Alex Sutter

Christoph Reicher wurde 1974 im Südburgenland geboren. Nach ausführlichen Jahren in der HTL Pinkafeld verschlug es ihn nach Wien, wo er kurz vor der

Ingenieurswerdung in die Reklame abrutschte und seit über 20 Jahren als Werbetexter arbeitet.

Nebenbei hat er es mit der Brennblase und kümmert sich um seine kleine Destille, die fast so alt ist wie er. Wenn noch Zeit übrigbleibt, befüllt er sein seit 2003 bestehendes Blog boomerang2nd.blog. Mit dem Text Lockdown im Stüberlgewann er 2020 den ORF-Burgenland-Literaturwettbewerb „Textfunken“.

Liebe. Hass.

Die Welt polarisiert sich zunehmend.
Gut. Böse.
Zwischentöne verschwinden immer mehr und mehr.
Links. Rechts.
Es ist ja – auf dem ersten Blick – simpel:
Hin. Her.
Bis du nicht für mich, bist du gegen mich.
Freund. Feind.
Klar – so kann man sich sein Weltbild schnell und einfach stricken.
Licht. Dunkelheit.
Und für viele Menschen funktioniert das leider prächtig.
Dumm. Intelligent.
Denn es ist ja auch ziemlich bequem.
Billig. Teuer.
Egal ob im Alltag, im Job, in der Politik, der Wirtschaft – überall scheint die Münze nur zwei Seiten zu haben.
Tag. Nacht.
Aber genau da liegt der fatale Denkfehler, man darf diese Denke nicht für bare Münze nehmen. 
Positiv. Negativ.
Denn sie lässt die Zwischentöne aus. 
Gesund. Krank.
Wenn wir so weitermachen, haben wir zwar immer noch die geilsten UHD-TV-Screens, die aber zunehmend zum Monochrom-Bildschirm verkümmern. 
Schwarz. Weiß.
Ob das zielführend ist, weiß ich nicht.
Schön. Hässlich.
Wünschenswert wäre, dass mehr Diskurs stattfindet, anstatt nur seine eigene Meinung als sakrosankt dastehen zu lassen.
Entweder. Oder.
Ich finde, jeder vernünftige Mensch wird mir hier zustimmen.
Ja. Nein.

(boomerang2nd.blog, 22. 02. 2019)

 

aus dem Buch:

Junge Literatur Burgenland

Clara Heinrich, Thomas Hofer, Katharina Köller, Christoph Reicher
Band 6
ISBN: 978-3-99016-234-7
Hg.: edition lex liszt 12, 2022

 

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