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© Monika Loeff

Thomas Hofer Geboren 1978 in Eisenstadt, aufgewachsen in Mattersburg und Walbersdorf. Studium der Germanistik, Geschichte und Keltologie in Wien. Als freier Werbetexter in Wien und dem Burgenland tätig.

Bisher erschienen:

Junge Literatur Burgenland, Vol. 6 (edition lex liszt 12, 2022)

Shit, Oida! Erlebtes und Erlittenes aus den 80ern (edition lex liszt 12, 2023)

Shit, Oida!

„Da unten verbrennt der Krampus die Kinder“, hat der Papa damals gesagt und auf einen Granattrichter aus dem Krieg gezeigt, die es bei uns im Wald vielerorts gegeben hat. Ich bin noch klein gewesen und habe mich bis aufs Kreuz hinauf angeschissen. Jetzt schnalzt uns der Gehörnte schon mit der Rute, legt uns Ketten an und schmeißt uns in die Buckelkraxe, und dann verbrennt er uns auch noch in einer Grube im Wald? Das musst du einmal derblasen als ein Bub, der im Micky-Maus-Heft gleich weiterblättert, wenn der Kater Karlo kommt.

Gott sei Dank hat der Krampus aber nur einmal im Jahr vorbeigeschaut und man hat sich mit ein paar Mutproben darauf vorbereiten können. Traust dir nie: dem Uwe die Luft auslassen. Traust dir nie: dem Baz in die Schuhe brunzen. Anfang Dezember haben mich dann die Eltern vor die Wahl gestellt: entweder ein Auto für die Carrera-Bahn oder ein Rambomesser.
Ich kann es mir aussuchen und der Nikolaus bringt es dann vielleicht. Mein Rambomesser – Marke: Marco Polo – hat dann den Anfang vom Ende markiert für den Krampus. Kompass, Morsealphabet, Zündhölzer, Angelhaken, Schleifstein, Sägezähne. Ich habe schon gesehen, wie ich mir den Zottelbären herfange und ihm eine gewisse Suggestivfrage stelle: „Wos is’n leicht?“

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