vlasich_konstantin
© Christian Ringbauer

Geboren: ja.
Heimatort: Veliki Borištof/Großwarasdorf.
Einwohnerzahl: ungerade.
Versuchte Morde durch Mannerschnitten: 1. Verjährt. Bruder hat überlebt.
Studien: Mehr angefangen als abgeschlossen.
Abgeschlossen: Journalismus, FH Wien.
Am Abschließen: Internationale Entwicklung, Uni Wien.
Arbeit: freier Journalist, Moderator, Autor.
Engagement: Kuga, Hrvatski akademski klub (Chefredakteur novi glas).
Kunst: Gestaltung der Croatastrofa (Croatisada-Eröffnung 2018);
Stipendium für das burgenländische Künstleratelier Paliano im April 2018, wo Teile seines Textes in diesem Buch entstanden;
Co-Autor des mehrsprachigen Kuga-Musicals vila mila;
2016: Shortlistplatz des ORF-Burgenland-Literaturbewerbes Textfunken mit dem Work-inprogress-Text: Milena;
Mitglied des Satire-Kollektivs šturm & drang.
Instagram/Twitter: kpnsti

Sommermärchen eins zwei drei.

Sollen wir es wagen?
Den kleinen oder den großen Wagen?
Doch der Sternenhimmel ist für die beiden nicht sichtbar. Zu viel Lichtverschmutzung. Daheim bei den Sternen – sagt er immer. Aber daheim ist woanders. Vielleicht müssten sie einfach nur weit genug raus aus der Stadt. Nur dafür fehlt ihnen erstens die Orientierung und zweitens die Nüchternheit. Rauf in den Himmel schauen, es wagen, nichts sehen, mehr ist heut nicht drin. Das Amphitheater wünscht sich auch weniger Lichtverschmutzung, vor zweitausend Jahren waren die Sterne noch besser. Und mehr. Sind ja paar gestorben und vom Himmel gefallen.

***

Das Baby wurde von der Schulter bis zum Ellbogen von einem Auto überrollt. Die Mutter tritt in den Hof des Spitals, um eine zu rauchen. Das Feuer möchte nicht. Wir reichen es ihr. Sie vergisst die niederländische Vorwahl. Wir googeln für sie. Das Kind hört bald auf zu schreien, da die Narkose zu wirken beginnt. Aber sie hört das Knacksen immer noch. Das Röntgen ist erledigt, die Mutter sowieso – die Hoffnung ereilt uns über die Wellen des EKGs. Sie könnten doch neue Kinder haben, sagt ein Arzt im Vorbeigehen. So klein und doch so verletzlich. So klein und schon ein Herzschlag. So klein und noch ein Herzschlag. Die Handbremse plädiert auf unschuldig. Nicht mal der Wind will’s gewesen sein. Herzschlag ist streng soundtechnisch genommen kein Knacksen.
Ein Mann mit einer Zehe so groß wie ein Wespennest – will eigentlich gar keine Zeit hier verbringen. Wir sind nicht das Problem, aber er will sich hier nicht die Zeit vertreiben müssen. Daheim wartet die Kreissäge, die er seit seiner Pensionierung zu lieben gelernt hat. Schade um das Kind – es hätte sicher gern einmal mit der Kreissäge gespielt. Das Wespennest in der Zehe weint Blut, es wird sich am Auto rächen.

aus dem Buch:
Junge Literatur Burgenland
Christoph Andexlinger - Judith Pallitsch - Johanna Sebauer  - Konstantin Vlasich
Band 1
Hg.: © edition lex liszt 12, 2018

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