geboren in Wien 1996, wuchs in Kobersdorf auf. Seither versucht sie, das Dorf hinter sich zu lassen, und kehrt doch immer wieder zurück. Nach dem Studium der Politikwissenschaft in Wien und Riga studiert sie seit 2022 Spielfilmregie an der Hochschule für Fernsehen und Film München.
Im September 2024 erhielt sie das Artist-in-Residence-Stipendium in Paliano (IT) des Landes Burgenland. Im November darauf gewann sie den Publikumspreis des ORF-Literaturwettbewerbs „Textfunken“. Ihre Leidenschaft fürs Geschichtenerzählen begann mit Musik und Performance. Sie arbeitet als freie Autorin und Regisseurin und gibt Theaterworkshops für Kinder und Jugendliche im ländlichen Raum. Sie glaubt daran, dass eine bessere Welt möglich ist, wenn wir sie zur Priorität machen. Die in diesem Buch versammelten Texte sind ihre ersten literarischen Veröffentlichungen.
© Porträtfoto – Frederike Glemser
![Junge Literatur Burgenland Vol9]()
Die Schauspielerinnen
(Auszug)
Hier kann man noch getrost entspannen und nichts mitbekommen von den Krisen der Welt. Man ist so weit weg, so ab vom Schuss, dass die Verantwortung irgendwo auf den hundert Kilometern nach Wien in einem Straßengraben liegen bleibt, spätestens jedenfalls aus dem Autofenster springt oder die Stoßstange nach langem Klammern loslässt, wenn man von der S31 abfährt. Deshalb gibt es wahrscheinlich auch keinen kulturellen Austausch hier, weil die Kultur es nicht herschafft. Zu lange sind die Durststrecken, zu gleichförmig die Zielgruppen. Und so müssen Kultur- und Austauschinteressierte mit dem Angebot Vorlieb nehmen, das für die Sommerfrischler vor 50 Jahren geschaffen wurde.
Es gab mal ein paar Kinos, aber inzwischen gibt es nur noch das Cineplexx in Mattersburg und das Dieselkino in Oberwart. Das Kino in Oberpullendorf musste schließen. Es rechnete sich einfach nicht, weil ja auch das Streaming vor dem Burgenland nicht Halt gemacht hat, und in den großen Hütten, die die Leute von ihren Eltern für die sieben Kinder geerbt haben, da baut sich jetzt jede*r ein Heimkino, eine Sauna und einen Pool. Das Burgenland klingt zwar wie ein Kinderparadies mit Bällebad, aber eigentlich ist es eine einzige Feriensiedlung, in der alle Bewohner*innen in ihren eigenen Ressorts sitzen. Versorgt werden die Burgen entweder von den Hausfrauen, von denen es schon deshalb so viele gibt, weil die Kindergärten nicht lange offen haben, manche nur bis zwölf. Und weil die Männer ja niemals einen Teilzeitjob machen könnten, bleiben dann die Frauen zuhause und können am Vormittag die Heimkinos putzen, die Toiletten desinfizieren, die Rasenmäherroboter in die richtigen Bahnen lenken und Wäsche um Wäsche um Wäsche waschen.
Jedenfalls ist der Bedarf für Austausch so verkümmert wegen Angebot und Nachfrage, dass am Ende nur die Sommerfestspiele bleiben und die gibt es eigentlich auch nur für die Zuagraost’n und für die Tourist*innen. Oh, so schön habt ihrs da, na da ist ja wirklich absolute Ruhe und alles noch in Ordnung, und beim Wirt’n gibt’s noch ein Schnitzl um 10 Euro, mah, mit so einem guten Erdäpfelsalat.
aus dem Buch: Junge Literatur Burgenland; Band 9 edition lex liszt 12, 2025